Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn du einen davon anklickst, erhalten wir eine kleine Provision, dich kostet es nichts. Danke.
Zwei Marken für den Fahrrad-Airbag
Wer sich mit dem Thema „Airbag für Radfahrer“ beschäftigt, kommt an dem schwedischen Unternehmen Hövding, das den Airbag-Helm erfunden hat, nicht vorbei. Das aktuellste Modell ist der Hövding 3.
Ende 2023 sprach die Verbraucherschutzbehörde jedoch ein Verkaufsverbot aus, da sie Zweifel am Schutz des Airbag-Helms äußerte. Unberücksichtigt blieb dabei, dass die Tests mit dem Hövding 2 gemacht wurden und dass der Fahrrad-Airbag ausschließlich die Bewegungen des Fahrers erfasst.
Ein unerwartet auftauchender, tief hängender Ast kann vom System daher beispielsweise nicht erkannt werden. Hövding gewann zwar vor Gericht, doch der Imageschaden und die Umsatzeinbußen waren zu groß, sodass das Unternehmen Insolvenz anmelden musste.
Aktuelle Entwicklungen und alternative Airbag-Lösungen
Nun gehört die Marke Hövding samt aller zugehörigen Rechte und Patente zur iSi Wearable Safety GmbH mit Firmensitz in Wien. In Kooperation mit dem Airbag-Experten iSi Automotive soll der neue Hövding 4 entstehen. Der Produkt-Launch ist für Mitte 2026 vorgesehen.
Neben Hövding gibt es noch die Marke MASE mit Sitz in Erding, die den Airbag-Rucksack AirCruise auf den Markt gebracht hat. Bei diesem Modell umschließen Seitenwände den Kopf.
Außerdem werden mögliche Schäden an den Schultern reduziert. Zusätzlich schützt ein integrierter TÜV-zertifizierter Rückenprotektor Rücken und Wirbelsäule.
In diesem Artikel beziehen wir uns jedoch hauptsächlich auf den Hövding 3, da es zu diesem Modell bereits mehrere fundierte Ergebnisse aus Tests und Studien gibt.
| Aspekt | Hövding (Airbag-Helm) | MASE (Airbag-Rucksack AirCruise) |
|---|---|---|
| Unternehmen | Hövding (ursprünglich Schweden) | MASE (Sitz in Erding, Deutschland) |
| Aktuelles Modell | Hövding 3 | AirCruise |
| Schutzbereich | Kopf (Airbag-Helm) | Kopf, Schultern, Rücken, Wirbelsäule |
| Funktionsweise | Erfasst Bewegungen des Fahrers, entfaltet Airbag bei Unfall | Airbag mit Seitenwänden, Rückenprotektor integriert |
Wie funktioniert ein Airbag-Helm?
Im Nackenbereich ist ein Kaltgasgenerator verbaut, der Heliumgas enthält. Sensoren erfassen 200-mal pro Sekunde die Bewegung des Fahrers. Erkennt das System einen Sturz, bläst sich der Airbag in nur 80 Millisekunden auf und schützt Kopf und Nacken wie eine Kapuze.
Der Blick bleibt frei. Die Schutzwirkung besteht aufgrund des konstanten Gasdrucks über mehrere Sekunden auch bei einem Folgeaufprall. Notfallkontakte werden bei einem Sturz aufgrund einer Bluetooth-Verbindung zwischen Helm und Handy informiert.
Airbag-Helm: So einfach ist die Anwendung
Die Nutzung des Hövding-Airbag-Helms ist ganz unkompliziert möglich:
- Du legst dir den Helm um den Nacken.
- Der Reißverschluss vorne wird vollständig verschlossen.
- Zur Aktivierung verbindest du den Druckknopf am Reißverschluss mit dem Gegenstück am rechten Kragenrand.
- Zur Deaktivierung löst du den Druckknopf einfach wieder.
Hinweis: Deaktiviere den Airbag-Helm immer, wenn du nicht radelst, um zu vermeiden, dass dieser unbeabsichtigt ausgelöst wird.
Wie sicher sind Airbag-Helme laut Tests und Studien?
Bereits 2016 hielten Standford-Forscher Airbag-Helme für vielversprechend. So zeigten Falltests aus bis zu 2 Metern Höhe, dass Airbag-Helme den Aufprall im Vergleich zu herkömmlichen Fahrradhelmen um das Sechsfache reduzieren können.
ADAC-Crashtest 2021: Hövding 3 besteht anspruchsvollen Test
2021 führte der ADAC einen Crashtest mit dem Hövding 3 durch. Dabei fuhr ein Stuntman mit 18 km/h auf eine geöffnete Autotür zu und landete mit einem Hechtsprung und einer Rolle vorwärts auf dicken Gymnastikmatten.
Das Modell bestand den Test. Der Airbag hatte sich innerhalb kürzester Zeit – noch bevor der Salto vollständig ausgeführt war – komplett geöffnet.
Bewertung durch unabhängige Institute und Vergleich zum klassischen Helm
Das unabhängige französische Testinstitut Certimoov untersuchte den Hövding 3 und attestiert ihm einen hervorragenden Schutz vor Kopfverletzungen. Diese Einschätzung teilt auch der ADAC. Allerdings bietet der Hövding nicht in jeder Unfallsituation denselben Schutz wie ein klassischer Fahrradhelm, räumt der ADAC ein.
Bei einem Zusammenstoß mit einer LKW-Tür oder einem LKW-Spiegel ist ein herkömmlicher Helm klar im Vorteil. Denn er schützt den Kopf vom ersten Moment an, während sich der Airbag erst noch entfalten muss.
Schutzwirkung bei schrägen Stößen und Zertifizierung
Eine ebenfalls 2021 veröffentlichte Studie zum Thema „Eine neue Bewertung von Fahrradhelmen: Die Wirkung neuer Technologien zur Milderung von Hirnverletzungen bei schrägen Stößen“ zeigt: Der Hövding 3 schützt vor allem bei seitlichen oder schrägen Stößen sehr gut.
Im Vergleich zu normalen Helmen verringert er die Belastung fürs Gehirn besonders stark. Allerdings hat der Airbag-Helm eine kurze Auslösezeit, in der er noch keinen Schutz bietet.
Zu guter Letzt ist hinzuzufügen, dass der Hövding alle sicherheitsrelevanten Standards erfüllt und CE-zertifiziert ist.
Welche Vorteile bieten Airbag-Helme in puncto Sicherheit?
Des Weiteren kann der Kragen des Hövding 3, anders als beim Vorgängermodell, flexibel auf den Halsumfang des Trägers angepasst werden. Der Akkustand wird via LED angezeigt, damit du ihn rechtzeitig aufladen kannst, um im Ernstfall gewappnet zu sein.
Praktisch ist auch die verfügbare App, welche zur Kopplung des Airbag-Helms mit deinem Smartphone dient. Dadurch hast du die Möglichkeit, einen Notfallkontakt zu hinterlegen, der im Falle eines Unfalls benachrichtigt wird.
Tipp aus der Redaktion: Nicht nur sicher, sondern auch stylish unterwegs
Der Airbag-Helm hat zum Schutz vor äußeren Einflüssen einen Bezug aus widerstandsfähigem Nylon. Neben dem Basisüberzug gibt es noch weitere Bezüge in verschiedenen Farben und Designs, sodass du den Airbag-Kragen deinem Outfit anpassen kannst.
Alle Überzüge können abgenommen und gewaschen werden. Jedoch kann der Airbag-Helm nicht ohne Überzug genutzt werden.
Welche Schwächen und Risiken gibt es?
Trotz der innovativen Technik und hohen Schutzwirkung bringt der Hövding-Airbag-Helm auch einige Einschränkungen und Nachteile mit sich:
- Altersbeschränkung: Der Airbag-Helm ist ausschließlich für Personen ab 15 Jahren getestet und zugelassen. Für Kinder oder Jugendliche unterhalb dieser Altersgrenze ist das System daher nicht geeignet.
- Eingeschränkte Kombinierbarkeit: Der Hövding kann nicht zusammen mit anderen Helmen oder großen Kopfbedeckungen wie Turbanen oder Hüten getragen werden, die die Sollreißnaht überdecken. Normale Mützen sind hingegen kein Problem. Auch großer Ohrschmuck sollte vermieden werden.
- Nur für den Stadtverkehr: Der Hövding wurde speziell für das urbane Radfahren entwickelt. Denn im Gelände könnten Steine oder Äste durch den Airbag stoßen. Für sportliche Aktivitäten wie Mountainbiking, Kunst- oder Rennradfahren sowie für spezielle Fahrradtypen wie Liegeräder, BMX-Bikes, Tandems oder Einräder ist er nicht geeignet.
- Nicht flugtauglich: Der Airbag-Helm darf weder im Handgepäck noch im aufgegebenen Gepäck bei Flugreisen mitgeführt werden.
- Keine Austauschmöglichkeiten: Hövding ist ein geschlossenes System. Weder die Batterie noch der Reißverschluss lassen sich bei Bedarf austauschen oder reparieren. Ist eines der Bauteile defekt oder verschlissen, muss das gesamte Produkt ersetzt werden.
- Erneuerung nach Unfall: Nach einem Sturz muss ein Hövding-Airbag-Helm ersetzt werden. Früher gewährte der Hersteller einen Preisnachlass von 100 Euro auf einen neuen Hövding, wenn der alte Airbag nach einem Unfall zurückgeschickt wurde (Crash-Replacement-Programm). Ob dieses Angebot künftig fortbesteht, bleibt offen.
- Hohe Anschaffungskosten: Mit rund 350 Euro gehört der Hövding zu den teureren Fahrradhelmalternativen auf dem Markt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht noch kostenintensiver geht.
Die größte Schwäche des Airbag-Helms ist laut den Testern des ADAC, dass er aufgrund seiner Konstruktion nicht in jedem Unfallszenario schützt. Hinzu kommt ein eingeschränkter Tragekomfort. Der Hövding 3 soll unbequem sein und beim Engerstellen Falten werfen.
Geht es nach der Redaktion von Radtouren.de ist eher der Reißverschluss am Kinn gewöhnungsbedürftig. Bezüglich des Tragegefühls solltest du dir deine eigene Meinung bilden, da nicht jeder Mensch gleich empfindet.
Außerdem kann das Risiko einer möglichen Fehlauslösung nicht ausgeschlossen werden. Das wäre beispielsweise ärgerlich, wenn du beim langsamen Fahren versehentlich umkippst und im weichen Gras landest. Während ein Helm in diesem Szenario heil bliebe, wäre der Airbag verbraucht.
Des Weiteren kann auch der Akku eine kleine Hürde darstellen. Denn damit der Airbag funktioniert, muss dieser aufgeladen sein. Vergisst du das, hast du im Ernstfall keinen Schutz.
Fazit: Airbag-Helme bieten überdurchschnittlichen Schutz mit gewissen Einschränkungen
Airbag-Helme sind eine innovative Ergänzung zum klassischen Kopfschutz und bieten in Tests überdurchschnittliche Sicherheit. Besonders bei schweren Stürzen entfalten sie ihr volles Potenzial. Gleichzeitig erfordern sie eine höhere Investition.
Wer viel im Stadtverkehr unterwegs ist oder hohen Wert auf Sicherheit legt, findet im Airbag-Helm eine starke Alternative. Sogar Menschen, die bisher keinen Helm getragen haben, um ihre Frisur nicht zu ruinieren, könnten sich dafür entscheiden.
FAQ zum Thema Airbag-Helme
Was kostet ein Airbag für Radfahrer?
Es kommt darauf an, welche Art Airbag du nutzen möchtest. So gibt es beispielsweise Modelle der Marke MASE, die wie eine Weste oder ein Rucksack getragen werden und ab 600 Euro ohne Kopfschutz zu haben sind. Das Modell Fusion AirCruise mit Kopfschutz liegt aktuell bei rund 900 Euro. Der Airbag-Helm Hövding 3, der wie ein Kragen getragen wird, kostet hingegen etwa 350 Euro.
Ist ein Fahrrad-Airbag wiederverwendbar?
Der Hövding 3 kann nicht wiederverwendet werden, wenn der Airbag ausgelöst wurde. Für die Modelle der Marke MASE brauchst du lediglich eine neue Auslösekartusche.
Wann löst ein Fahrrad-Airbag aus?
Sobald das System einen Sturz erkennt, wird der Airbag durch den Sensor ausgelöst. Während dieser bei MASE in weniger als 150 Millisekunden mit CO₂-Gas aufgeblasen wird, entfaltet sich der Hövding 3 innerhalb von 80 Millisekunden vollständig.
Wie sicher sind Airbag-Helme?
Viele Tests und Studien beweisen, dass Airbag-Helme im Vergleich zu klassischen Fahrradhelmen besseren Schutz bieten. Dabei kommt es jedoch immer auch auf die Unfallsituation an. Denn auch wenn die Zeit, die der Airbag-Helm zum Entfalten braucht, minimal ist, bietet er währenddessen keinen Schutz.
